Kita Impuls: Partizipation in der Kita

Partizipation in der Kita fördern

Praxistipps für mehr Teilhabe im Kita-Alltag

Jedes Kind hat das Recht auf Selbst- und Mitbestimmung in Fragen, die das eigene Leben betreffen. Und zwar ohne Alterseinschränkung. Daher ist Partizipation nicht nur im Kinderbildungsgesetz verankert und für jede Kita verpflichtend, sondern bereits Alltag in vielen Kindertageseinrichtungen.

Partizipation bedeutet, dass Kinder in der Kita aktiv an Entscheidungen beteiligt werden und ihre Meinung und Ideen einbringen können. Partizipation in der Kita fördert die Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein der Kinder und stärkt ihre Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen.

Doch wie können Fachkräfte gleichzeitig jedes Kind optimal fördern, ihrer Fürsorgepflicht nachkommen und die Kinder im Kita-Alltag beteiligen? Wie kann Partizipation im Kita-Alltag gelingen, ohne die Erzieher:innen zusätzlich zu belasten?

Einige konkrete Tipps und Empfehlungen für den Kita-Alltag:

 

 

Entscheidungsfreiheit im Alltag

Alltagspartizipation bedeutet, dass die Kinder in kleinen Entscheidungen des Alltags einbezogen werden. So können sie beispielsweise wählen, von welcher Fachkraft sie gewickelt oder umgezogen werden wollen. Sie können selbstständig entscheiden, wo sie wann und mit wem spielen möchten, ob sie am Morgenkreis teilnehmen möchten, ob sie die Matschhose anziehen wollen, was und wie viel sie Essen mögen und ob sie schlafen möchten oder nicht. Durch diese kleinen Entscheidungen wird das Selbstbewusstsein der Kinder gestärkt und sie lernen, selbstständig Entscheidungen zu treffen.


Praxisideen:

  • Offenen oder Teiloffene-Konzepte, in denen Kinder selbst bestimmen, wo sie sich aufhalten und zum Beispiel durch Bilder oder Zeichen an eine Magnetwand deutlich machen, wo sie sich gerade in der Kita aufhalten.
  • Frühstückszeiten sind gleitend und Kinder können innerhalb einer festgelegten Zeit am Vormittag selbst bestimmt entscheiden, ob und wann sie ihr Frühstück essen.
  • Es wird von der Gruppe das aktuelle Wetter besprochen und Tipps für Kleidung beim draußen spielen gegeben. Kinder dürfen aber selbst entscheiden, was sie anziehen (bei z. B. Nässe können klare Regeln vereinbart sein wie: Ohne Matschhose/vorhandene Wechselkleidung geht es nicht in Sandkasten oder auf die Rutsche).

 

Mitbestimmung bei der Tagesplanung

Kinder sollten in die Tagesplanung der Kita einbezogen werden. Durch regelmäßige Runden können sie ihre Wünsche äußern, welche Aktivitäten sie gerne machen möchten. Dabei können die Fachkräfte Kinder aktiv an dem Entscheidungs- und Durchführungsprozess beteiligen.

 

Praxisideen:

  • Morgenkreise können als Gruppenbesprechungen für den Tagesablauf/die Tagesgestaltung genutzt werden, in denen die Kinder auch aktiv Vorschläge und Wünsche einbringen können.
  • Kinder dürfen selbst in der Gruppe aushandeln, was es z. B. zu essen gibt und dürfen vielleicht mit einer festgelegten Summe Nachtisch selbst planen, einkaufen und vorbereiten.
  • Regeln zum gemeinsamen Umgang und im Kita-Alltag sind wichtig. Wenn Kinder gemeinsam mit Erwachsenen in den Entstehungsprozess von Regeln integriert werden, verstehen sie die Relevanz der Regeln besser und sind mehr darauf bedacht, dass diese von allen eingehalten werden.

 

Beteiligung an Projekten

Projekte bieten den Kindern die Möglichkeit, ihre Interessen und Fähigkeiten auszudrücken und ihre Kreativität zu entfalten. Fachkräfte können die Kinder ermutigen, ihre Ideen und Vorschläge einzubringen, als Gruppe zu wählen und aktiv an der Umsetzung mitzuarbeiten. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass die Kinder nicht nur als passive Zuschauer, sondern als aktive Mitgestalter beteiligt werden.

 

Praxisideen:

  • Kinder gezielt einbinden in die Neuanschaffung von Spielmaterialien z. B. für das Außengelände, bei der Umgestaltung von Räumen oder bei der Suche nach einem neuen Gruppennamen für die Schulkinder.
  • Kinder werden in die Planung von Festen miteinbezogen und können bei allen sie betreffenden Entscheidungen mitreden und einzelne Aspekte selbst entscheiden (Welches Karnevalsmotto wollen wir? Ich möchte eine Kinder-Cocktailbar! Die Eltern sollen erst später dazukommen!)
  • Kinder beschweren sich über etwas (z. B. dass der benachbarte Spielplatz immer so voll Müll ist). Diese Beschwerden können aufgenommen werden und mit interessierten Kindern bearbeitet werden. Was stört? Wieso ist das so? Habt ihr Ideen, was wir alle zusammen dagegen tun können?

 

Partizipation in der Kita bedeutet nicht nur, dass die Kinder gehört werden, sondern auch, dass sie aktiv an Entscheidungen beteiligt werden. Durch die Umsetzung von alltagsnahen Partizipationsmöglichkeiten können Fachkräfte dazu beitragen, dass Kinder ihre Selbstständigkeit und Eigenverantwortung stärken und eine positive Einstellung gegenüber demokratischen Prozessen entwickeln.

(Autorin: Talea Böger, Projektreferentin "Partizipation in der Kita")

 


© Sergey Novikov (stock.adobe.com)

Haus Neuland Seminare zum Thema:

Jetzt anmelden und noch mehr Praxistipps für die Kita erhalten:

#43361 Partizipation und Selbstbestimmung von Anfang an, 15.05. - 16.05.2023

#43537 Zertifikatsreihe: Fachkraft für Partizipation in der Kita; 5 modulige Reihe mit Zertifikat (Start ab 26.09.2023)