Alles eine Frage der Haltung?

Bedürfnisorientierte Pädagogik im Kita-Alltag leben

Die professionelle pädagogische Haltung, bedürfnisorientierte Pädagogik und das Kindeswohl sind eng miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig.

Eine professionelle pädagogische Haltung bedeutet, als Fachkraft in der Arbeit mit Kindern eine reflektierte, respektvolle und wertschätzende Haltung einnimmst. Diese Haltung bildet die Grundlage für eine bedürfnisorientierte Pädagogik, die darauf abzielt, die individuellen Bedürfnisse und Interessen jedes Kindes zu erkennen und zu fördern. Nur durch eine professionelle pädagogische Haltung einnimmst und bedürfnisorientiert arbeitest, kannst du das Kindeswohl in den Mittelpunkt stellen.

 

Die Haltung

Was ist mit Haltung eigentlich gemeint? Haltung kann als die Summe aller Werte, Überzeugungen, Einstellungen und Verhaltensweisen beschrieben werden, die eine Person ausmachen. Haltung ist also eine innere Einstellung, die das Denken und Handeln prägt. Die eigene Haltung wird durch viele Faktoren beeinflusst, insbesondere durch biographische Erfahrungen und Erlebnisse. Deshalb ist es wichtig, dass Erwachsene sich bewusst mit ihrer eigenen Geschichte und ihrer Prägung auseinandersetzen und reflektieren, wie dies ihre Haltung beeinflusst. Die Reflexion der eigenen Biographie kann dazu beitragen, eigene Vorurteile und Erwartungen zu erkennen und zu überwinden. Eine kontinuierliche Reflexion der eigenen Haltung trägt dazu bei, sich selbst und die eigene Praxis immer wieder zu hinterfragen und weiterzuentwickeln.

Praxisideen:

  • Reflektiere deine eigene Haltung: Nimm dir Zeit, um über deine eigene Haltung zu reflektieren.
    • Warum möchte ich, dass es auf eine bestimmte Art und Weise läuft?
    • Woher kommt dieses Bedürfnis?
    • Und ist es wirklich im Interesse der Kinder durchzusetzen, dass es so läuft?
  •  Überlege, welche Werte und Überzeugungen du hast und wie sich diese auf deine Arbeit in der Kita auswirken.
  • Bleibe offen für Veränderungen: Sei offen für Veränderungen und neue Ideen. Reflektiere regelmäßig deine Arbeit und überlege, wie du dich weiterentwickeln kannst, um den Bedürfnissen der Kinder bestmöglich gerecht zu werden.

 

Bedürfnisorientierte Pädagogik

Die bedürfnisorientierte Pädagogik erfordert auch eine reflektierte und offene Haltung gegenüber den Kindern und ihren Bedürfnissen. Das bedeutet, dass das Team den Kindern aktiv zuhört und auf ihre Bedürfnisse eingeht.
Darüber hinaus ist eine offene und wertschätzende Haltung gegenüber den Eltern und ihren Anliegen wichtig. Eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern kann dabei helfen, die Bedürfnisse der Kinder besser zu verstehen und Partizipation in der Kita erfolgreich umzusetzen.
Ein regelmäßiger Austausch im Team, beispielsweise in Form von Teamsitzungen oder Supervision, kann dazu beitragen, die Haltung im Team zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Dabei sollten auch die Herausforderungen und Konflikte, die in der Kita auftreten können, offen besprochen und gemeinsam Lösungen gefunden werden.

Praxisideen:

  • Ermögliche den Kindern die freie Wahl von Spiel- und Lernmaterialien. Stelle eine Variation von Materialien bereit und ermögliche den Kindern, selbstständig zu entscheiden, was sie verwenden möchten.
  • Gib den Kindern Möglichkeiten zur Partizipation. Lass Sie sie beispielsweise bei der Tagesplanung mitentscheiden oder ermutige sie, eigene Ideen und Vorschläge einzubringen. Frage die Kinder nach ihren Wünschen und Ideen und beteilige sie aktiv an Entscheidungen.
  • Gehe auf die Bedürfnisse der Kinder ein: Es ist wichtig, die Bedürfnisse der Kinder wahrzunehmen. Beobachte ihr Verhalten und ermutige sie, über ihre Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen. Gefühls- und Bedürfniskarten sowie Kinderbücher zum Thema können dabei helfen.
  • Verwende eine positive Sprache: Ermutige die Kinder, ihre Gedanken und Ideen auszudrücken. Vermeide negatives Feedback und versuche gemeinsam zusammen mit den Kindern konstruktive Lösungsansätze zu finden.

 

Das Kindeswohl

Das Kindeswohl bezieht sich darauf, dass Kinder in einer Umgebung aufwachsen, in der ihre körperlichen, emotionalen, geistigen und sozialen Bedürfnisse erfüllt werden und in der sie geschützt sind vor Vernachlässigung, Missbrauch oder Ausbeutung. In der Kita-Praxis kann das Kindeswohl gewährleistet werden, indem eine sichere und unterstützende Umgebung geschaffen wird, in der Kinder ihre Bedürfnisse ausdrücken und leben können.

Praxisideen:

  • Schaffe eine positive Lernumgebung: Schaffe eine positive Lernumgebung, in der Kinder sich sicher und geborgen fühlen und ihre eigenen Interessen und Fähigkeiten entdecken können.
  • Bedürfnisorientierte Betreuung: Kinder sollen in der Kita in ihrer Individualität und Einzigartigkeit wahrgenommen und gefördert werden. Dabei sollenn die Bedürfnisse des Kindes in den Vordergrund gestellt werden.
  • Förderung der sozialen und emotionalen Entwicklung: Fachkräfte sollten den Kindern Möglichkeiten geben, ihre sozialen und emotionalen Fähigkeiten zu entwickeln und zu stärken, indem sie beispielsweise in Interaktion mit anderen Kindern und Erwachsenen treten.
  • Offene Kommunikation: Eine offene und ehrliche Kommunikation zwischen Eltern und Fachkräften kann dazu beitragen, das Wohlbefinden des Kindes zu verbessern. Die Fachkräfte sollten auch bereit sein, mit den Eltern zusammenzuarbeiten, um den Bedürfnissen des Kindes gerecht zu werden.

 

(Autorin: Talea Böger, Projektreferentin "Partizipation in der Kita")

 


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